Einstiegsgehalt: Das sollten Sie als Berufseinsteiger für Ihre erste Gehaltsverhandlung wissen

Erfahren Sie alles über das Einstiegsgehalt für Berufseinsteiger! Tipps für Ihre erste Gehaltsverhandlung und wie Sie herausfinden, was Sie verdienen können.

Autorin:

  • Lisa Neun

Das erste eigene Gehalt ist für viele Berufseinsteiger etwas ganz Besonderes. Und das macht auch die erste Gehaltsverhandlung zu einer außergewöhnlichen und mitunter auch kniffligen Angelegenheit. Denn, wer sein Wunschgehalt zu hoch ansetzt, kann sich in einem Bewerbungsprozess schnell ins Aus befördern, gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten. Wer dagegen ein zu niedriges Gehalt nennt, verkauft sich unter Wert und wird auf Dauer damit nicht glücklich sein.

In unserem Beitrag erfahren Sie, was Sie als Berufseinsteiger verlangen können und wie Sie bestens vorbereitet in die Verhandlung gehen.

Die Bedeutung des Einstiegsgehalts – langfristige Auswirkungen beachten

Das erste Gehalt hat oft weitreichendere Auswirkungen, als es zunächst den Anschein hat. Es ist nicht nur das erste selbst verdiente Geld, sondern auch der Grundstein für Ihre zukünftige Gehaltsentwicklung. Das betrifft vor allem die folgenden drei Aspekte:

1. Gehaltswachstum: Viele Unternehmen gewähren, meist jährlich, prozentuale Erhöhungen auf Basis des aktuellen Gehalts. Ein besseres Einstiegsgehalt bedeutet somit ein potenziell höheres Einkommen im Laufe der Karriere.

2. Marktwert: Im Einstiegsgehalt spiegeln sich das Potenzial und die Fähigkeiten eines Berufseinsteigers wider. Die Höhe des ersten Gehalts ist wichtig, um das eigene Profil im Jobmarkt positiv zu positionieren.

3. Jobwechsel: Auch bei einem Wechsel in ein anderes Unternehmen ist das aktuelle Gehalt der erste Orientierungswert für den neuen Arbeitgeber. So schafft das erste Gehalt eine gewisse Ausgangsposition für Verhandlungen bei Jobwechseln.

Recherche und Vorbereitung – was können Berufseinsteiger verlangen?

Das erste Gehalt ist wichtig. Dennoch sollten Sie nicht über das Ziel hinausschießen und vor diesem Hintergrund ein besonders hohes Jahresgehalt nennen. Wer zu viel verlangt, erzeugt eventuell beim potenziellen neuen Arbeitgeber einen schlechten Eindruck und hat so geringere Chancen auf die ausgeschriebene Stelle.

Einer Umfrage der Karriereplattform Job Teaser und der französischen EDHEC Business School* zufolge geben 46 % der befragten Personaler an, dass die Gehaltsforderungen von Nachwuchskräften zu hoch seien und dies die Rekrutierung deutlich verkompliziert habe.

Als Richtwert für Ihren Gehaltswunsch sollten Sie sich daher immer an marktüblichen Gehältern für Berufseinsteiger orientieren. Hierfür sind viele verschiedene Faktoren entscheidend:

  • Ausbildung und Abschluss: Das Einstiegsgehalt eines Hochschulabsolventen liegt mit durchschnittlich 45.300 Euro brutto im Jahr über dem eines Berufseinsteigers, der eine Ausbildung absolviert hat. Hier liegt der Durchschnitt bei 34.500 Euro. Zudem können Master-Absolventen mit rund 47.370 Euro etwa 11 % mehr verdienen als Bachelor-Absolventen mit durchschnittlich 42.169 Euro.**
     
  • Branche: In bestimmten Wirtschaftszweigen wie der Automobilindustrie, dem Bankensektor sowie in der Pharma- und Healthcare-Branche werden höhere Gehälter gezahlt als beispielsweise im öffentlichen Dienst oder im Bildungssektor.
     
  • Unternehmensgröße: In größeren Unternehmen oder internationale Konzernen wird in der Regel mehr gezahlt als in kleineren und mittelständischen Firmen.
     
  • Region bzw. Unternehmensstandort: In großen Städten sowie wirtschaftsstarken Regionen wie Frankfurt und München liegen Einstiegsgehälter meist höher als in ländlichen Gegenden. Auch das Bundesland hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss. Besonders gute Gehälter werden in Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Bayern gezahlt.
     
  • Ausgeschriebene Position: Es gibt Jobprofile, die besonders gefragt sind und aufgrund des Fachkräftemangels auch höhere Einstiegsgehälter mit sich bringen. Dazu gehören Ingenieure mit einem durchschnittlichen Einstiegsgehalt von ca. 54.000 Euro sowie Produktmanager mit rund 52.500 Euro brutto. Aber auch Projektmanager (50.000 Euro) Software-Entwickler (49.000 Euro) und HR-Manager (46.000 Euro) rangieren beim durchschnittlichen Einstiegsgehalt im oberen Bereich.**
     
  • Stellenrelevante Praxiserfahrung sowie zusätzliche Qualifikationen: Generell ist die Berufserfahrung einer der größten Faktoren für die Höhe des Gehalts. So haben Sie als Berufseinsteiger mit erster praktischer Erfahrung durch Praktika einen entscheidenden Vorteil gegenüber Mitbewerbern ohne entsprechende Erfahrung.
     
  • Wirtschaftliche Rahmenbedingungen: Schließlich sind auch die aktuelle Konjunktur und die allgemeine Arbeitsmarktlage nicht unwichtig, wenn es darum geht, Gehälter zu verhandeln. Steigen Sie in wirtschaftlich guten Zeiten in das Berufsleben ein, können Sie sich über ein besseres Gehalt freuen.


Welches individuelle Einstiegsgehalt sich aus den beschriebenen Faktoren speziell für Sie ergibt, können Sie mithilfe von Gehaltsdatenbanken ermitteln.

Nutzen Sie hierfür beispielsweise unseren Amadeus Fire Gehaltsvergleich.

Das Gehalt verhandeln – Tipps und Strategien

Nach ausführlicher Recherche wissen Sie, welches durchschnittliche Einstiegsgehalt für Sie gilt und was Sie verlangen können. Wie man eine Gehaltsverhandlung erfolgreich führt, ist jetzt ein wesentlicher Vorteil. Die folgenden Tipps können in einem Gehaltsgespräch den Unterschied machen.


Selbstbewusst auftreten:

Sie sind kein Bittsteller, sondern bringen eine angemessene Forderung vor. Konjunktiv-Formulierungen wie „Ich würde mich über ein Brutto-Jahresgehalt von 45.000 Euro freuen“, wirken allerdings unsicher und sind daher unpassend.Besser sind aktive Formulierungen wie „Mein Wunschgehalt liegt bei 45.000 Euro.“


Eine konkrete Gehaltsvorstellung:

Die Summe für Ihr Einstiegsgehalt ergibt sich aus Ihren Recherchen. Wenn Sie diese Summe Ihrem potenziellen Arbeitgeber nennen, sollten Sie eine möglichst krumme Zahl nennen. Es ist erwiesen, dass es einen psychologischen Effekt hat, wenn Sie 42.150 € anstelle von 40.000 € fordern. Denn das zeigt, dass Sie Ihren eigenen Marktwert kennen und sich informiert haben. 
 

Argumente vorbereiten:

Ein weiterer wichtiger Punkt für eine Gehaltsverhandlung ist es, Argumente für den eigenen Gehaltswunsch aufzulisten. Das sind Qualifikationen, Zertifikate, Berufserfahrungen und ähnliches. Kurzum alles, was für den Job von Relevanz ist – und nur das. Private Gründe wie hohe Lebenshaltungskosten sind ein absolutes Tabu!

Eines der wichtigsten Argumente für den Arbeitgeber bei einer Gehaltsverhandlung ist die Berufserfahrung und die damit einhergehenden bereits erbrachten Leitungen und Erfolge im Job. Und genau hier liegt oft eine Herausforderung für Berufseinsteiger, denn genau davon können die meisten noch nicht viel bieten. Daher gibt es von Seiten der Unternehmen weniger Verhandlungsspielraum als bei erfahrenen Arbeitnehmern.

Dennoch gibt es alternative Argumente, die vorgebracht werden können: 

  • Erste praktische Erfahrungen aus Praktika oder einem Nebenjob
  • Zusatzqualifikationen wie Fremdsprachen oder besondere Software-Kenntnisse
  • Nebenfächer aus dem Studium, die für den Job relevant sind
  • Soft Skills, die für den Job relevant sind
  • Sonstige Alleinstellungsmerkmale, die Sie von anderen Bewerbern abheben


Der richtige Zeitpunkt:

Das Gehalt wird nicht im ersten Vorstellungsgespräch verhandelt. Im Vorstellungsgespräch geht es darum, Sie als Menschen und potenziellen Mitarbeiter kennenzulernen. Wenn Sie jedoch gleich das Thema Gehalt ansprechen, machen Sie den Eindruck, dass es Ihnen vorrangig ums Geld geht. Unternehmensvertretern ist es jedoch wichtiger, Mitarbeiter zu gewinnen, die sich in erster Linie mit den Aufgaben der Stelle und der Firma auseinandersetzen. 

Warten Sie daher besser, bis der Personaler Sie nach Ihren Vorstellungen fragt. Hier können Sie Ihren Wunsch nennen, der dann in der Regel jedoch noch nicht diskutiert wird. Ein Gehaltsgespräch findet in einem separaten Termin statt.


Hier finden Sie weitere Tipps und Tricks für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung.

Alternative Vergütungsmöglichkeiten und Zusatzleistungen 

Lässt sich der Wunsch nach einem bestimmten Einstiegsgehalt nicht durchsetzen, ist es wichtig, Kompromissbereitschaft zu signalisieren. So können auch Alternativen angesprochen werden, die das Bruttogehalt ergänzen, wie beispielsweise:

  • Erfolgsbonus
  • Firmenwagen oder ÖPNV-Ticket
  • Essenszuschuss
  • Altersvorsorge
  • Benefits wie ein JobRad oder ein Zuschuss zum Fitnessstudio

Falls auch damit keine Einigung erreicht wird, müssen Berufseinsteiger von Fall zu Fall entscheiden. Ist der Unterschied zwischen Wunschgehalt und Angebot jedoch nicht allzu groß, ist es womöglich keine schlechte Idee, das Jobangebot trotzdem anzunehmen. Denn nach einer erfolgreich absolvierten Probezeit und dazugewonnener praktischer Berufserfahrung kann ein weiteres Gehaltsgespräch geführt werden. Nun haben Sie den entscheidenden Vorteil, dass Sie Ihrem Arbeitgeber bereits zeigen konnten, was Sie können und dass Sie Ihr Wunschgehalt wert sind. 

Fazit

Die erste Gehaltsverhandlung kann für Berufseinsteiger eine Herausforderung sein, doch sie ist ein wichtiger Schritt in die berufliche Zukunft. Das Einstiegsgehalt bildet nicht nur die Basis für Ihr Gehalt im aktuellen Job, sondern hat langfristige Auswirkungen auf Ihre gesamte Karriere. Eine gute Vorbereitung ist entscheidend, um ein angemessenes Gehalt zu verhandeln und dabei realistische Erwartungen zu haben. Es spielt eine entscheidende Rolle, ob man einen Bachelor-Abschluss oder einen Master-Abschluss vorweisen kann und in welcher Branche man sich bewirbt. Durch fundierte Recherche, ein selbstbewusstes Auftreten und die richtigen Argumente können Sie Ihre Verhandlungsposition stärken und einen erfolgreichen Start ins Berufsleben sichern. Denken Sie aber daran: Auch wenn das Wunschgehalt nicht sofort erreicht wird, können alternative Vergütungsmodelle oder eine spätere Gehaltsanpassung attraktive Lösungen sein.

 

Quellen:

*Umfrage der Karriereplattform Job Teaser und der französischen EDHEC Business School – Capital.de, 2024

**Gehaltsdaten aus dem kununu Gehaltscheck 2024 und dem StepStone Gehaltsreport 2024

Autorin:

  • Lisa Neun

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