Vorstellungsgespräch: FragenFormulierungshilfen

Offene Fragen, geschlossene Fragen, fiese Fragen – Fragen über Fragen, und die Suche nach den besten Antworten. Unser Artikel hilft dabei, sie zu finden.

Autorin

  • Lisa Neun

Wenn Sie nach erfolgreicher schriftlicher Bewerbung ins Vorstellungsgespräch gehen, fürchten Sie sich dann auch vor den Fragen, auf die die meisten Bewerber am liebsten immer die perfekte Antwort geben würden?

Für die im Bewerbungsgespräch gestellten Fragen gibt es allerdings mehr als nur die eine passende Antwort, da jeder Kandidat einen anderen Lebenslauf aufweist. Zudem sind es nicht immer dieselben Fragen, die Personaler stellen, denn was für den Arbeitgeber wichtig ist, hängt von der ausgeschriebenen Stelle ab. 

Auf einige typische Fragen sollten Sie im Vorstellungsgespräch jedoch immer vorbereitet sein. Da es auf diese Fragen keine Standardantworten gibt, müssen Sie selbst Ihre individuellen Antworten finden. Wir können Ihnen allerdings für die jeweilige Frage einen Tipp mitgeben, der Ihnen bei der Antwortformulierung weiterhilft.
 

Allgemeine Tipps

1.) Bereiten Sie sich gut vor 
Formulieren Sie Ihre persönlichen Antworten auf die möglichen Fragen des Personalers in Bewerbungsgesprächen zu Hause vor.

2.) Bleiben Sie ruhig
Lassen Sie sich im Bewerbungsgespräch nicht verunsichern und aus dem Konzept bringen, wenn Personaler bei einer Ihrer Antworten nachbohren. Bleiben Sie bei Ihrer Aussage.

3.) Nehmen Sie sich Zeit 
Um alle Fragen zu meistern, sollten Sie sich ausreichend Zeit zum Überlegen nehmen, wenn Ihnen die richtige Antwort nicht sofort einfällt. Fragen Sie immer nach, wenn Sie eine Frage nicht verstanden haben.
 

Typische Fragen, auf die Sie sich vorbereiten sollten

"Was haben Sie bisher gemacht bzw. an Erfahrungen gesammelt?"

Anstatt Ihren Lebenslauf auswendig vorzutragen, resümieren Sie Ihre beruflichen Erfahrungen, die für den Job, auf den Sie sich bewerben, relevant sind. Haben Sie private Hobbys, die Ihre Kompetenz und/oder Motivation für die neue Stelle unterstützen? Sehr gut! Dann lassen Sie diese einfließen.

 

"Wieso bewerben Sie sich gerade auf diese Position?"

Stellen Sie glaubhaft dar, warum es sich bei dieser Position um Ihren Wunschjob handelt. Dazu müssen Sie sich vorab intensiv mit dem Unternehmen, den Mitarbeitern, Produkten und Leistungen auseinandersetzen. Verbinden Sie in Ihrer Antwort Ihre eigenen beruflichen Ziele mit dem Unternehmen und Ihrem angestrebten neuen Job.

 

"Was sind Ihre persönlichen Stärken und Schwächen?"

Beschränken Sie sich auf drei bis vier Stärken und maximal zwei Schwächen. Zählen Sie diese nicht einfach auf, sondern beschreiben Sie jede einzelne Stärke bzw. Schwäche anhand einer konkreten Situation aus Ihrem Berufsleben. Vergessen Sie auch die Soft Skills nicht!

Beispiel:

„Die Zusammenarbeit mit anderen Menschen ist mir besonders wichtig. Mir macht es Spaß, wenn ich ein Projekt gemeinsam mit den Kollegen durchführen kann. In meiner Freizeit spiele ich schon seit vielen Jahren mit Begeisterung Handball, weil mir der gemeinsame Erfolg jedes Mal ein Hochgefühl gibt.“

Bei den Schwächen müssen Sie aufpassen. Zu detailliert darauf einzugehen, rückt diese beim Arbeitgeber zu sehr in den Fokus. Auf der anderen Seite sollten Sie auch nicht behaupten, Sie hätten keine Schwächen oder versuchen, diese als übertriebene Stärken darzustellen. Diese Taktik wird sofort enttarnt. Besser ist es, offen und ehrlich sein – kein Bewerber ist perfekt. Machen Sie aber auch klar, dass Sie an der Schwäche arbeiten und sie durch Weiterbildungen oder Berufserfahrung schnell in den Griff bekommen können.

Beispiel:

„Ich habe wenig Erfahrung, vor einem Publikum zu präsentieren und bin daher etwas unsicher. Ich weiß aber auch, dass ich das mit entsprechendem Training deutlich verbessern kann.“

 

"Was sind Ihre größten Erfolge und Misserfolge?"

Nennen Sie zwei bis drei berufliche Erfolge und einen Misserfolg. Wenn Sie den Misserfolg schildern, erklären Sie, was Sie im Nachhinein in der Situation besser gemacht hätten. So zeigen Sie Ihrem zukünftigen Arbeitgeber, dass Sie reflektieren und aus Fehlern lernen.

 

"Wie würden Freunde und Bekannte Sie beschreiben?"

Fragen Sie vor dem Vorstellungsgespräch Ihren besten Freund bzw. Ihre beste Freundin, welche drei Stärken bzw. Schwächen zu Ihnen passen. 

 

"Wie sieht Ihrer Meinung nach ein typischer Arbeitstag in diesem Job aus?"

Führen Sie sich Ihren bisherigen Job, Ihre derzeitige berufliche Aufgabe sowie zurückliegende praktische Erfahrungen vor Augen und gleichen Sie die Aufgaben der neuen Position damit ab. Was haben Sie davon schon gemacht? Wie führen Sie diese Tätigkeiten konkret aus? Wenn für Sie die ein oder andere Aufgabe völlig neu ist, merken Sie das in Ihrer Antwort an. Geben Sie jedoch Ihre Einschätzung ab, was diese Aufgabe Ihrer Vorstellung nach in diesem Unternehmen umfassen müsste.

 

"Wieso sollten wir gerade Ihnen den Job geben?"

Die Antwort, die Sie geben, ist zunächst von sekundärer Bedeutung. Es ist ein Test, wie Sie sich in stressigen Situation verhalten und wie Sie offensiv mit Konkurrenzsituationen umgehen. Reagieren Sie souverän und geben Sie Ihrem Gesprächspartner in wenigen Sätzen ein bis zwei prägnante Argumente an die Hand, warum Sie der/die Richtige sind.

 

„Sie haben oft den Job und den Arbeitgeber gewechselt. – Warum?“

Auch das ist eine Stressfrage. Jobwechsel sind heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr. Daher sollten Sie hier nicht nervös reagieren. Erklären Sie die Umstände kurz und sachlich und wenden Sie den Blick bald wieder in die Zukunft. Verbinden Sie die vorherigen Situationen mit dem potentiellen neuen Job.

 

„Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?/ Was möchten Sie in Zukunft erreichen?“

Antworten Sie hier nur in beruflicher Hinsicht, auch wenn in Zukunft beispielsweise die Gründung einer Familie ein Thema für Sie sein wird. Denn die Frage nach der Familienplanung darf schon wegen des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) nicht gestellt werden. (Lesen Sie mehr über unzulässige Nachfragen weiter unten im Text.)

Bei der Beantwortung dieser Frage sollten Sie dem Unternehmensvertreter nur realistische Ziele darlegen und dabei immer auch flexibel bleiben, um nicht verbissen zu wirken. Zum Beispiel können Sie Ihre stetige Weiterentwicklung betonen und auch den Wunsch nach wachsender Verantwortung, wenn das so sein sollte.

 

„Warum haben Sie sich für dieses Studium/diese Ausbildung entschieden?“

Eine Frage für Berufseinsteiger. Gut ist eine Antwort, in der Sie sich auf Ihre Stärken, Neigungen und Interessen beziehen und die Motivation für den erlernten Beruf daraus ableiten. Schlecht sind dagegen Antworten nach dem Schema: „In der Branche bekommt man ja immer was“, „Meine Eltern haben gesagt, dass …“ etc.

 

"Haben Sie noch Fragen an uns?"

„Ja!“ sollte Ihre Antwort lauten – selbst wenn alle Ihre Fragen, die Sie sich vorab überlegt hatten, schon beantwortet wurden. Im Verlauf des Bewerbungsgesprächs ist bestimmt noch die ein oder andere kleine Frage aufgetreten. Nehmen Sie mit Ihren Fragen Bezug zum Gesagten! Eigene Fragen im Vorstellungsgespräch zu stellen, ist ein wichtiger Teil des Gesprächs. Hier machen Sie nicht nur deutlich, wie groß Ihr Interesse an dem Job in diesem Unternehmen ist. Anhand Ihrer Fragen bewertet der Interviewer auch, wie gut Sie dem Gespräch gefolgt sind.
 

Ihre eigenen Fragen an den Personaler

Mit guten Nachfragen können Sie nicht nur Ihr Interesse an der ausgeschriebenen Position deutlich machen, sondern auch Ihre Jobchancen erhöhen! 

Gute Fragen

  • Fragen nach der Einarbeitung
  • Generell Fragen nach der Abteilung und dem Team
  • Fragen nach Weiterbildungsmöglichkeiten
  • Nachfragen zum Unternehmen (Gut, wenn Sie sich bei der Unternehmensvorstellung Notizen gemacht haben)
     

Fragen, die Sie als Bewerber nie fragen sollten

Es gibt aber auch Fragen, die beim Personaler den Eindruck erwecken, Sie seien nicht vorbereitet, unmotiviert, nicht leistungswillig oder hätten kein Interesse. Deshalb sollten Sie folgende und ähnliche Fragen besser nicht stellen: 

  • Was genau macht Ihr Unternehmen?
  • Wie viele Urlaubstage habe ich?
  • Ab wann kann ich Urlaub machen?
  • Was verdienen meine Kollegen?
  • Wann kann ich mit der ersten Gehaltserhöhung/ Beförderung rechnen?
     

Fragen, die Sie als Bewerber nicht beantworten müssen

Wie bereits erwähnt, gibt es auch Fragen, die aufgrund des AGGs nicht gestattet sind. Denn grundsätzlich sollte ein Personaler nur solche Fragen stellen, die mit dem ausgeschriebenen Job zusammenhängen. So sind Nachfragen zu folgenden Themen nicht gestattet:

  • Familienplanung/ familiäre Situation
  • Privatleben/ Freunde/ soziales Umfeld
  • Angehörigkeit zu politischen Parteien/ Religionen
  • Gesundheit/ körperliche Verfassung

Wenn ein Personaler doch einmal eine unzulässige Frage stellt, sind Sie als Bewerber nicht verpflichtet die Wahrheit zu sagen. Bleiben Sie hier aber auf jeden Fall sachlich und reagieren Sie nicht ungehalten. Denn es erhöht Ihre Chancen nicht, wenn Sie dem potentiellen neuen Arbeitgeber die Spielregeln erklären. Schließlich sollten Sie sich bei der Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch über Ausnahmen informieren, die Ihr Berufsfeld betreffen könnten.
 

Fazit

Im Vorfeld eines Vorstellungsgesprächs gilt es, sich so gut wie möglich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Das gibt Ihnen nicht nur ein sicheres Gefühl, es zeigt auch dem Unternehmen, dass Sie professionell und gut vorbereitet sind. Ein weiterer, entscheidender Schritt in Richtung Erfolg!
 

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