Ethische Aspekte von Künstlicher Intelligenz – was 
Arbeitgeber beachten sollten

Dieser Beitrag zeigt, welche ethischen Aspekte Arbeitgeber bei dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unternehmen beachten sollten.

Eine Frau steht einer KI gegenüber

    Fachautoren:

    • Dr. Inka Knappertsbusch

    • Patricia Jares

    Technologien mit Künstlicher Intelligenz (KI) prägen nicht nur unseren Alltag (und das oft mehr, als uns bewusst ist), sondern haben auch bereits Spuren in der Arbeitslandschaft hinterlassen. Sie unterstützen Entscheidungsfindung, verbessern Produktivität und ermöglichen eine beispiellose Effizienz. Aber wie so oft bringen große Fortschritte auch neue Herausforderungen mit sich. Dazu zählt auch ein verantwortungsvoller Einsatz von KI unter Berücksichtigung von ethischen Aspekten. Gerade für Arbeitgeber kann es von entscheidender Bedeutung sein, dadurch die Akzeptanz zu erhöhen und ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Mitarbeitern* zu bewahren. 

    Einheitliche Prinzipien für die ethische Bewertung von KI existieren zwar nicht. Es gibt aber zahlreiche Ansätze in der gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Ethik-Diskussion. So wurden z.B. in den Ethik-Richtlinien der EU-Kommission aus dem Jahre 2019 die vier Grundprinzipien „Respekt der menschlichen Selbstbestimmung“, „Schadensvorbeugung“, „Fairness“ und „Erklärbarkeit“ zur generellen Grundlage einer KI-Ethik erklärt. Zuletzt hat der Deutsche Ethikrat in seiner multidisziplinären Stellungnahme „Mensch und Maschine – Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz“ vom 20. März 2023 zu den ethischen Fragen des Verhältnisses von Mensch und Maschine geäußert und darauf hingewiesen, dass es elementar ist, dass durch den Einsatz von KI menschliche Intelligenz, Selbstbestimmung und Verantwortung nicht untergraben werden. Erst vor kurzem einigten sich führende US-Tech-Unternehmen wie Google und Microsoft auf freiwillige Schutzmaßnahmen, um die Risiken von KI zu mindern.

    Risikobewertung von KI-Lösungen im Arbeitsprozess ist unerlässlich

    Bevor ein Unternehmen damit beginnt, KI-Lösungen in seine Arbeitsprozesse zu implementieren, ist es unabdingbar, eine umfassende Risikobewertung durchzuführen. Diese dient dazu, mögliche negative Auswirkungen sowohl auf das Unternehmen als auch auf die einzelnen Mitarbeiter zu ermitteln und nach Möglichkeit zu minimieren.

    Daher sollten Arbeitgeber die Risikobewertung als integralen Bestandteil jedes KI-Projekts betrachten und genügend Zeit und Ressourcen für diesen Prozess einplanen. Auf diese Weise können sie nicht nur dazu beitragen, potenzielle negative Auswirkungen zu minimieren, sondern können auch einen reibungslosen Übergang zu den neuen Technologien gewährleisten.

    Der Arbeitgeber sollte KI transparent einsetzen

    Durch das so genannte Blackbox-Phänomen besteht die Gefahr, dass KI-Systeme und ihre Entscheidungen nicht nachvollziehbar und damit nicht transparent sind. Sowohl die Funktion als auch die Verarbeitungsmethoden sollten offengelegt und verständlich sein, damit Menschen, die von KI-Entscheidungen betroffen sind, diese Entscheidungen verstehen können. 

    Möchte der Arbeitgeber beispielsweise ein KI-gestütztes Bewerberauswahl-Tool einsetzen, sollte bekannt sein, welche Kriterien das System für die Auswahl heranzieht und wie es diese gewichtet. Dies schafft nicht nur Vertrauen, sondern ermöglicht es auch, dass Entscheidungen nachvollziehbar sind und ggf. angefochten werden können.

    Mitarbeiter, die mit KI-Systemen arbeiten, sollten deren Funktionen und Entscheidungsprozesse verstehen. Wird in einer Abteilung beispielsweise ein KI-gesteuertes Analysetool für Verkaufsprognosen verwendet, sollten die Mitarbeiter wissen, welche Daten das System zur Erstellung der Prognose verwendet und wie es diese analysiert.

    Der Einsatz von KI sollte fair erfolgen

    KI-Systeme müssen frei von Vorurteilen und Diskriminierung sein. Doch die Herausforderung geht noch tiefer: Das KI-System sollte auch aktiv dazu beitragen, Chancengleichheit und Fairness im Rekrutierungsprozess zu fördern.

    Technisch gesehen erfordert dies eine sorgfältige und gewissenhafte Gestaltung der KI-Systeme. Ein zentraler Aspekt dabei ist das Training der KI. Dafür werden große Mengen an Daten benötigt, die in der Regel aus der realen Welt stammen. Daher ist es äußerst wichtig, darauf zu achten, dass die verwendeten Daten selbst vorurteilsfrei und nicht diskriminierend sind.

    Während es praktisch unmöglich sein dürfte, völlig neutrale Daten zu finden, ist es doch möglich und notwendig, die Verzerrung in den Trainingsdaten so gering wie möglich zu halten. Dies wird z.B. dadurch verhindert, dass nicht überproportional viele Daten von männlichen Bewerbern für das Training verwendet werden, weil dann die KI im Auswahlprozess Männer bevorzugt.

    Was ist mit dem Verantwortlichkeitsprinzip gemeint?

    Es ist grundlegend wichtig, dass es immer eine menschliche Verantwortlichkeit für Entscheidungen gibt, die von KI-Systemen getroffen werden. Dies ist ein zentrales Element eines verantwortungsvollen Umgangs mit KI-Lösungen. 

    Zur Gewährleistung der Verantwortlichkeit ist es notwendig, klare Kommunikations- und Berichtsprozesse einzurichten, die die Entscheidungsfindung und Maßnahmen der KI transparent machen. Dies sollte nicht nur die unmittelbaren Auswirkungen einer Entscheidung umfassen, sondern auch deren langfristige Folgen. Es kann hilfreich sein, kontinuierliche Prüfungen durchzuführen, um sicherzustellen, dass das KI-System wie beabsichtigt funktioniert und um jegliche unerwarteten oder unerwünschten Ergebnisse zu identifizieren.

    KI-Systeme sollten die menschliche Autonomie respektieren und nicht beeinträchtigen

     KI sollte als Werkzeug betrachtet werden, das den Menschen dient und nicht umgekehrt. Ein Mitarbeiter, der KI-gestützte Tools zur Datenanalyse verwendet, sollte daher in der Lage sein, die von der KI vorgeschlagenen Schlussfolgerungen kritisch zu prüfen und letztendlich eigene Entscheidungen zu treffen.

    Diese Autonomie sollte auch in die Unternehmenskultur eingebettet sein. Die Mitarbeiter sollten sich bewusst sein, dass, obwohl KI zur Verbesserung von Effizienz und Produktivität beitragen kann, es letztlich Menschen sind, die die Verantwortung für die Nutzung dieser Technologien tragen. Schulungen und Weiterbildungen können dazu beitragen, das Verständnis der Mitarbeiter für die Funktionsweise von KI zu verbessern und sie dabei unterstützen, ihre Rolle im Kontext dieser Technologien besser zu verstehen.

    Kontinuierliche Lern- und Verbesserungsprozesse

    Für den effektiven Einsatz von KI ist jedoch auch ein hohes Maß an technischem Know-how erforderlich. Neben der Rekrutierung von geeigneten Mitarbeitern mit der notwendigen Fachexpertise sollten bestehende Mitarbeiter durch gezielte Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen für den Umgang mit KI qualifiziert werden. Dies kann auch dazu beitragen, eventuelle Ängste und Unsicherheiten abzubauen und gleichzeitig die Akzeptanz und effektive Nutzung der KI-Technologie zu fördern.

    Wie können Unternehmen KI ethisch korrekt einsetzen?

    Um den ethischen Anforderungen an den Einsatz von KI umfassend gerecht zu werden, kann es auch sinnvoll sein, interne Strukturen im Bereich Corporate Digital Responsibility zu etablieren. Diese können dazu beitragen, eine unternehmensübergreifende Philosophie und Strategie im Umgang mit KI zu entwickeln und kontinuierlich zu überprüfen und anzupassen. Auf diese Weise können ethische Fragen und Herausforderungen, die sich im Kontext von KI ergeben, systematisch angegangen werden.

    Ethische Aspekte von KI: Schlüssel für Arbeitgeber zur Stärkung des Vertrauens und Wettbewerbsvorteils

    Die Berücksichtigung ethischer Aspekte bei der Anwendung von KI ist für Arbeitgeber von zentraler Bedeutung. Dies beinhaltet die Durchführung von Risikobewertungen, die Sicherstellung von Transparenz und Fairness, die Aufrechterhaltung menschlicher Verantwortlichkeit und die Wahrung menschlicher Autonomie. Darüber hinaus sollte ein kontinuierlicher Lern- und Verbesserungsprozess implementiert werden, um das Verständnis und die effektive Nutzung von KI zu fördern. Durch den Aufbau interner Strukturen im Bereich Corporate Digital Responsibility können Unternehmen eine konsistente und ethisch verantwortungsbewusste KI-Strategie entwickeln und umsetzen. Nicht zuletzt stärkt ein verantwortungsvoller Umgang mit KI-Systemen das Vertrauen der Mitarbeiter in die Organisation, was in Zeiten des Fachkräftemangels ein Wettbewerbsvorteil sein kann.

    *Gemeint sind Personen jeder Geschlechtsidentität. Um der leichteren Lesbarkeit willen wird im Beitrag die grammatikalisch männliche Form verwendet.

     

    Sie möchten mehr über dieses Thema erfahren oder haben konkrete Fragen? Dann nehmen Sie gerne Kontakt zu unseren Fachautoren auf.

    Dieser Beitrag wurde zuerst auf dem CMS-Blog veröffentlicht.

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